Blog: Angeblich drei Hexen in Isikon
Volksglaube – Aberglaube
Geister, Bann und Magie übten auf die früheren Generationen eine starke Faszination aus. Im Zuge der Christianisierung wurden ab dem 8. Jahrhundert viele magische Vorstellungen in die katholische Volksfrömmigkeit eingebunden. Deren Zeichen und Handlungen wehrten böse Geister und Dämonen ab, schützten vor Krankheiten, Blitzschlag, Naturkatastrophen oder Schadenzauber, wirkten heilend, dienten als Glücksbringer oder als Dank und Opfergabe an die übernatürlichen Wesen.
Jahrhundertelang duldete die Kirche eine Volksfrömmigkeit, in der sich erlaubte und verbotene abergläubische Vorstellungen vermengten, solange grundsätzlich der kirchliche Heilsanspruch unangetastet blieb. Für das Heil der Menschen erklärte sie sich aber allein zuständig. Der Dämonen-, Teufels- und Hexenglaube, der Glaube in die wirkmächtige Kraft der Zeichen und Handlungen waren auch zur Zeit von Jakob Stutz weit verbreitet.
Die folgenden Zitate stammen aus seinem Buch «Sieben mal sieben Jahre aus meinem Leben», wo er Szenen aus seiner Kindheit in Isikon beschreibt.
In unserem Dörflein mochte wohl niemand sein, der nicht an Hexen, Gespenster und dergleichen geglaubt hätte; so auch meine Eltern, wenigsten die Mutter. ... Vetter Kaspar, unser Taglöhner, erzählte viel von dergleichen Dingen. Er dachte sich drei Hexen im Dörflein und nannte sie mit Namen. Es waren drei alte Weiber, eines im Vorder- und zwei im Hinterdörflein. Diese seien so gewiss Hexen, so gewiss wie es einen Gott im Himmel habe, bezeugte er, und wir glaubten ihm aufs Wort. Ferner nannte er noch zwei Häuser in der Nachbarschaft, in denen ein Gespenster spuke, weil sich vor Jahren in jedem dieser Häuser einer erhängt habe. Auch habe es in der Berggasse eine Müethiseel (ein gespenstisches Ungeheuer). Diese fahre im Neumond mit fürchterlichem Gerassel den Berg herunter, und jedes Mal höre man eine Stimme, welche rufe: «Drei Furchen aus dem Weg!» Wer ihr dann nicht entfliehen könne, werde zu tausend kleine Stücke zerschnitten und zerhauen.
zur Sage "Die Mueteseel von Sternenberg"
Viel erzählte er auch von Zeuslern (Irrlichter), die er schon zu Dutzenden auf der Zelg, im Schwarzenbach und auf dem Pfäffiker Ried gesehen habe.
zur Sage "Die goldene Kette von Irgendhausen"
Einmal habe eine Hexe gemacht, dass sie mit einem Fuder Heu auf ebenem Weg stecken geblieben seien und den Wagen weder vorwärts noch rückwärts hätten bringen können. Da habe der Bündelibur nur gelacht, den Knechten aber ernstlich geboten, dass sie nicht fluchen sollen, sei dreimal um das Fuder Heu herumgegangen und dann habe er zum Fahrknecht gesagt: «Jetzt, hü e Gott's Name!» Da sei es gegangen.
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Bei dieser Gelegenheit vernahm ich auch, wie selbst mein Götti ein geschickter Zauberer sei. Ja, er verstehe die Schwarzkunst aus dem Fundament; er habe eine Eidechse im Kasten und diese diene ihm zu allerlei.
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Aber in Oberhittnau, erzähle sie (die Bas Änneli), da sei eine Hexe, die «füülst» und «böst» in der ganzen Welt. Diese habe sie schon mehr als hundertmal zu Nacht im Bett gedrückt und jedesmal habe sie das verdammte «Lueder» gesehen, wie sie in die Kammer herein und zu ihrem Bett gekommen sei. Einmal, zu Fronfasten z'Nacht sei sie so schrecklich von ihr gedrückt worden, dass sie geglaubt habe, sie sei, Gott b'hüet uns davor! Lahm! Da habe sie das rechte Bein mit den Händen in die Höhe gehoben und mit lauter Stimme gerufen: «Im Namen Gottes, des Vaters und des «Suhns» und des heiligen Geistes, ich bin lahm!» - Da habe die Hexe plötzlich nachgelassen und sich nach der Türe gewendet.»
Quellen:
- Aberglaube - Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)
- www.urikon.ch/UR_Kirche/KI_Volksglauben.aspx
- Jakob Stutz: «Sieben mal sieben Jahre aus meinem Leben»
- Bild von Eugène Burnand "Légend" aus "Märchen und Sagen der Schweiz" von Hans Peter Treichler